Die Wilde Frau: Initiatorin der Selbstermächtigung

Und der Rebell unter den archetypischen Sternzeichen: der Wassermann

Heute stelle ich dir eine Überschneidung der Wilden Frau, des Wassermanns und des rebellischen Archetyps vor - aber sei dir sicher, dass du hier nicht die romantisierte Version einer langhaarigen Jungfrau findest, die mit flatterndem Haar mit einem Wolf unterm Mondlicht rennt. Die Wilde Frau, die ich dir vorstelle, ist die hässliche Dame aus der Artussage, das alte, weise Weib mit den Wildschweinhauern und dem krummen Rücken.

Die Frau, die es nicht nötig hat, ihren Wert durch ihr Äußeres zu beweisen oder den Leuten zu gefallen. Sie ist der ursprüngliche Teil von uns selbst, den wir alle schon zu lange verdrängt haben. Denn sie bringt den Tod der konditionierten Identität, zerbricht die Illusion der gesellschaftlichen Norm und spricht eine Wahrheit, die unser Gefühl der Sicherheit erschüttert.

Sie ist die Initiatorin von Souveränität und Selbstermächtigung, da sie uns für unsere Handlungen und Fehler zur Verantwortung zieht. Aber wenn wir bereit sind, ihr zuzuhören und unseren Widerständen mit einem mutigen Herzen und offenem Geist zu begegnen, werden wir in den wichtigsten Schritt der menschlichen Evolution eingeweiht. Und mit der Mission, die wir tief in unserem Inneren finden, bringen wir die Absicht des Wassermanns und des Rebellen ein, in unserer Individualität für unsere Gemeinschaft einzustehen.

„Diejenigen mit einem bösen Leben sehen sie als hässlich; diejenigen von unbefleckter Tugend als überaus schön.“

Joseph Campbell, The Masks of God, vol. 4 Creative Mythology, page 455.

Zu Beginn erzähle ich dir die magische und zutiefst inspirierende Geschichte von Ragnelle und Gawain und wie sie uns einlädt, das Wilde in uns anzunehmen. Du kannst dir meine Audioaufnahme anhören und dir etwas Zeit zum Nachdenken nehmen, bevor du mit meinen weiteren Interpretationen, Parallelen zu anderen Charakteren und den archetypischen Mustern hinter dem Rebellen und dem Wassermann weitermachst.

König Artus ritt am nächsten Tag hinaus,
Nach Ingleswood auf seinem Weg,
Und dort traf er eine Dame.
Sie war die hässlichste Kreatur,
Die je ein Mann gesehen hatte, unermesslich gar.
König Artus staunte ungläubig.

Ihr Gesicht war rot, ihre Nase triefte vor Schleim,
Ihr Mund war weit, ihre Zähne gelblich gemein,
Ihre Augen trüb, größer als ein Ball.
Ihr Mund ließ nichts zu wünschen übrig,
Ihre Zähne hingen über die Lippen,
Ihre Wangen wölbten sich wie Frauenhüften.

Sie trug einen Buckel auf ihrem Rücken,
Ihr Hals war lang und zudem dick;
Ihr Haar verfilzt in einem wirren Knäuel.
Ihre Schultern waren eine Elle breit,
Ihre hängenden Brüste schwer genug für ein Pferd,
Und sie war geformt wie ein Fass.

Die ganze Hässlichkeit dieser Dame zu beschreiben,
Wäre gewiss jenseits jeder Zunge Fähigkeit.
Sie hatte Hässlichkeit im Überfluss.

Sie saß auf einem prächtig geschmückten Pferd,
Mit Gold besetzt und kostbaren Steinen verziert.
Es war ein höchst seltsamer Anblick:
Eine so abstoßende Kreatur ohnegleichen,
Ritt in solch prächtigem Glanz – es schien weder recht noch billig.

Sie ritt auf Arthur zu und sprach:
„Gott schütze dich, edler König! Ich bin wohl erfreut,
Dich hier getroffen zu haben.

Sprich mit mir, so rate ich, bevor du gehst,
Denn dein Leben liegt in meinen Händen, wisse dies wohl.
Du wirst es erfahren, wenn ich es nicht abwende.

Beschreibung von Ragnelle aus dem Englischen The Wedding of Sir Gawain and Dame Ragnelle.

Dieser Beitrag ist Teil meines monatlichen kostenpflichtigen Mitgliedsangebots Die Archetypen von Avalon, einer einjährigen Erkundung der mythopoetischen Alchemie und inneren Expansion. Du kansnt für £55/Jahr teilnehmen und findest den ersten archetypischen Beitrag des letzten Monats hier.